[Warum ein Schloss?] | [Wie schließe ich mein Rad richtig ab?] | [Welches Schloss ist für mein Fahrrad geeignet?] | [Und wenn mein Fahrrad dann doch gestohlen wurde?] |
Fahrräder sind ein beliebtes Diebesgut. Abhilfe schafft in erster Linie ein gutes Schloss. Aber: ein schlecht eingesetztes Schloss guter Qualität kann schlechter sichern, als ein gut eingesetztes Schloss geringerer Qualität. Für die höchste Sicherheit sollten Sie ein gutes Schloss sinnvoll einsetzen.
Wodurch sich ein gutes Schloss auszeichnet und wie Sie es wirkungsvoll verwenden, will ich Ihnen hier kurz schildern:
Wir können zwischen mehreren Motivationen zum Fahrraddiebstahl unterscheiden, gegen die ein Rad gesichert werden muss:
Gelegenheitsdiebstahl
Oftmals wird ein Fahrrad spontan aus einem plötzlichen Mobilitätsbedürfnis heraus gestohlen. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Diebstahl nach einem Kneipenbesuch, um schnell nach Hause zu kommen. Opfer sind ungesicherte oder unzureichend gesicherte Räder, so dass kein Werkzeug benötigt wird. Das Rad wird nicht lange benötigt und landet nach Gebrauch meistens in einem Gebüsch oder Bach.
Fahrräder werden auch gestohlen, wenn ein längerfristiger Bedarf besteht, die finanziellen Möglichkeiten aber nicht ausreichen. Der Dieb greift auch zu Werkzeug, um die Sicherung des Wunschobjektes zu überwinden. Das Fahrrad bleibt längere Zeit im Gebrauch des Diebes.
Beschaffungskriminalität
Hier besteht eigentlich kein Bedarf an einem Fahrrad, sondern an Geld. Das Fahrrad wird gestohlen und anschließend verkauft. Möglicherweise wird das Rad nicht als Ganzes verkauft, sondern stückweise oder gar nur teilweise. Ein Rahmen ist z.B. wiedererkennbar und stellt beim Verkauf ein Risiko dar. Aber wer erkennt schon seine Gangschaltung oder Bremse als Einzelteil wieder? Auch hier wird Werkzeug zum Diebstahl eingesetzt. Auch der Abtransport des abgeschlossenen Fahrrades mit dem Auto ist denkbar. Das Schloss kann so gemütlich zu Hause geknackt werden.
Organisierter Diebstahl
Hierzu zählt der Diebstahl durch organisierte Gruppen im großen Maßstab. Der Einsatz von Werkzeug ist selbstverständlich. Häufig werden die Räder auch im abgeschlossenen Zustand auf einen LKW geladen und die Schlösser erst später in der Werkstatt geöffnet. Der Verkauf erfolgt wie bei der Beschaffungskriminalität "am Stück", teilweise oder stückweise.
Sie können sich gegen alle Arten des Diebstahls nicht 100%ig, aber doch weitgehend schützen, indem Sie Ihr Rad richtig sichern bevor Sie es alleine lassen. Um es potentiellen Dieben möglichst schwer zu machen, will ich Ihnen hier ein paar Tipps geben:
Schließen Sie Ihr Rad immer ab, wenn Sie es verlassen. Auch der kurze Sprung zum Bäcker reicht aus, um sein Rad stehlen zu lassen! Allgemein genügt bei einer Abwesenheit von einigen Minuten ein solides Rahmenschloss als "Wegfahrsperre".
Bei längerer Abwesenheit sollten Sie schon mehr Aufwand bei der Sicherung Ihres Rades betreiben. Das Fahrrad sollte nicht nur gegen Wegfahren, sondern auch gegen Wegtragen bzw. gegen den Abtransport mit dem Auto gesichert werden. Sie sollten Ihr Rad also nicht nur abschließen, sondern anschließen. Dabei hilft Ihnen ein Schloss, das so groß ist, dass Sie ein Laufrad, den Rahmen sowie einen festen Gegenstand (Baum, Schildermast, Laterne, Zaun, Abstellanlage) gleichzeitig umschießen kann. Für das zweite Laufrad genügt dann ein solides Rahmenschloss. Achten Sie darauf, dass der Gegenstand wirklich fest ist. Baumschutzbügel können oft aus dem Boden herausgezogen werden. Wichtig ist auch, dass man das Rad samt Schloss nicht über den festen Gegenstand hinwegheben kann. Das Anschließen an einen Poller ist. z.B. sinnlos.
Ein typischer Fehler bei der Fahrradsicherung ist, dass das Vorderrad mit einem Schnellspanner ausgerüstet ist und alleine an einem Gegenstand festgeschlossen wird. Mit einem Griff ist das Laufrad ausgebaut. Der Rest des Fahrrades wird weggetragen und Sie finden nur noch Ihr Vorderrad wieder. Umgekehrt wird auch häufig die Sicherung des Vorderrades vergessen, so dass dieses anschließend fehlt. Da ein Schnellspanner nicht unbedingt notwendig ist, können Sie die Schnellspannachse auch gegen eine andere Achse austauschen, die mittels Inbusschrauben, oder anderer spezieller Schrauben (z.B. Fünfkant mit Mittelstift) gesichert ist. Ihr Händler hält entsprechende Sets bereit, mit dem Sie beide Laufräder sowie den Sattel, der oft auch mit einem Schnellspanner ausgerüstet und damit diebstahlgefährdet ist, umrüsten können.
Aber: Auch dann kann das Laufrad noch mit wenigen Handgriffen gestohlen werden, wenn der Dieb das richtige Werkzeug dabei hat. Und das ist klein und handlich und passt in die Hosentasche. Dasselbe gilt auch, wenn das Laufrad nicht mit einem Schnellspanner, sondern mit Achsmuttern befestigt ist.
Etwas luxuriöser, aber auch teurer ist ein Set, dass nicht mit normalem Werkzeug geöffnet werden kann, sondern nur mit einem speziellen (mitgelieferten) Codeschlüssel (Pitlock und Pinhead).
Wenn Sie Ihr Rad nur für ein paar Minuten an einem belebten Ort abstellen, reicht es normalerweise aus, wenn Sie es gegen Wegfahren mit einem Rahmenschloss oder Schwenkbügelschloss sichern. Dieses ist fest am Rahmen installiert und blockiert durch einen Bügel, der durch die Speichen geschoben wird, das Hinterrad. Die bekanntesten Versionen findet man an Hollandrädern. Die meisten dieser Schlösser sind jedoch aus minderwertigem Material gefertigt, so dass sie oft bereits ohne Werkzeugeinsatz innerhalb kurzer Zeit geöffnet werden können. Namhafte Hersteller bieten aber auch Modelle an, die stabile Gehäuse und gehärtete Bügel aufweisen uns so ein gutes Maß an Sicherheit bieten. Brauchbare Rahmenschlösser kosten 20 EUR und mehr.
Bei längerer Abwesenheit sollten Sie Ihr Rad nicht nur abschließen, sondern an einem festen Gegenstand festschließen. Dazu benötigen Sie ein Schloss, das so groß ist, dass Sie damit den Rahmen, das Vorderrad (weil es einfach zu demontieren ist) sowie den festen Gegenstand umschließen können. Die preisgünstigen Seilschlösser bzw. Kabelschlösser (Abb. rechts, bestehend aus einem kunststoffummantelten, oft spiralisierten Stahlseil) sind zwar lang genug (bis 1,80 m), aber nur als Zusatzsicherung geeignet. Diese Schlösser kann man bereits mit geringem Werkzeugeinsatz und Zeitaufwand durchschneiden.
Einen guten Sicherheitsstandard bieten Bügelschlösser (Abb. links). Sie bestehen aus einem U-förmigen Stahlbügel, dessen offene Enden mit dem Schlosskörper verbunden werden. Der verwendete Stahl ist resistent gegen Bolzenschneider und Versprödung durch Kälte. Sie kosten 25 bis knapp 100 EUR. Das Gewicht variiert je nach Größe und Fabrikat von knapp 1 kg bis 1,5 kg. Vorteil dieser Schlösser ist, dass sie eine feste Form besitzen und dadurch unkompliziert in der Handhabung sind. Der Transport dieser Schlösser ist heutzutage kein Problem mehr, da viele verschiedene Befestigungssysteme angeboten werden. So dürfte für jedes Rad der passende Halter zu finden sein. Die starre Form von Bügelschlössern beinhaltet aber auch einen Nachteil: Sie können Ihr Rad oft nicht an Straßenlaternen anschließen, da diese einen zu großen Umfang haben. Die meisten Bügelschlösser sind dafür einfach zu eng.
Abhilfe schaffen hier speziell verstärkte Kabelschlösser. Diese Schlösser sind in Längen von 80 bis 100 cm erhältlich, so dass Sie Ihr Fahrrad auch an einem Baum befestigen können. Das Preisspektrum reicht von 50 bis knapp 100 EUR bei Gewichten zwischen 1 und 2,8 kg. Die Verstärkung der Schlösser wird durch verschiedene Maßnahmen erreicht:
Auch diese Schlösser werden mit verschiedenen Halterungen angeboten, so dass sich auch für die meisten Räder eine Befestigungsmöglichkeit findet.
Außerdem gibt es noch Kettenschlösser, die sich durch gehärtete Kettenglieder und widerstandsfähige Schlosskörper auszeichnen (Abb. rechts). Die Ketten sind flexibel, lassen sich aber nur unbequem mitführen. Am einfachsten ist es, die Kette um die Sattelstütze zu wickeln. 75 bis 100 EUR sind für rund 2,5 kg Schloss zu zahlen.
Lassen Sie sich nicht von verlockenden Billig-Angeboten verführen. No-Name-Schlösser sehen zwar stabil aus, sie sind es aber nicht. Sie bestehen aus minderwertigem Stahl und der Schließmechanismus ist nicht ausreichend sicher.
Namhafte Hersteller von guten Fahrradschlössern sind z.B. Abus und Trelock.
Im Falle eines Diebstahls sollten Sie diesen auf jeden Fall bei der Polizei anzeigen. Ohne Anzeige haben Sie auch keinen Anspruch auf Versicherungsleistungen, die zumindest einen Teil der finanziellen Belastung abfangen können, falls Sie Ihr Rad nicht mehr wiederbekommen. Über Fahrradversicherungen informiert Sie auch der ADFC.
Damit Ihr Rad eindeutig wiedererkannt und der Fahrraddiebstahl aufgeklärt werden kann, können Sie durch die Anbringung einer individuellen Codierung unterstützen. Die Codierung können Sie von vielen ADFC-Gliederungen oder Ihrem Händler anbringen lassen.
Gerade wenn man mit der Familie verreist bzw. Radtouren über einen längeren Zeitraum unternimmt, sollte man nicht nur an die Sicherheit oder eine Versicherung des Fahrrads denken, sondern durchaus auch, eine Reiseversicherung für sich selbst und seine Lieben in Betracht ziehen ...
http://www.pdeleuw.de/fahrrad/schloesser.html - ausgedruckt am 12.12.2024